Was sagen andere über uns

Selbstkritik

„Es [gibt] bei den Adventisten viel Raum für offene und ehrliche Selbstkritik. Vor starrer Gesetzlichkeit, falscher Sicherheit und Selbstzufriedenheit wird ebenso gewarnt wie vor Rechthaberei, Lieblosigkeit oder gar Richtgeist gegenüber Andersdenkenden. Und solche immer wieder laut werdenden Stimmen predigen nicht ,tauben Ohren‘. Denn es gibt bei den Siebenten-Tags-Adventisten nicht nur eine starke geistige und geistliche Regsamkeit unter den Gemeindemitgliedern und demzufolge eine weitgehende Verwirklichung des ,allgemeinen Priestertums der Gläubigen‘, sondern auch eine dem Pietismus verwandte Frömmigkeit, die eine persönliche Gemeinschaft mit Jesus und den Wandel in Seiner Nachfolge betont. Dadurch blieb der Adventismus auch davor bewahrt, zu einem autoritären, sich selbst zum unfehlbaren Maßstab setzenden System zu entarten.“  (Hans-Jürgen Twisselmann, Die Adventisten, Bundes-Verlag, Witten, 1970, S. 22)

„Die Adventisten in Deutschland und Österreich haben zum 60. Jahrestag der Beendigung des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai 1945 eine gemeinsame ,Erklärung‘ veröffentlicht. Darin beklagen sie, dass der Krieg von diesen Ländern ausging, die Siebenten-Tags-Adventisten den Charakter der NS-Diktatur nicht rechtzeitig und deutlich genug wahrgenommen und das widergöttliche Wesen der NS-Ideologie nicht klar erkannt haben. Erstmals wird hier in einer Freikirche beklagt, dass sie in ihren Veröffentlichungen Adolf Hitler gehuldigt und der rassischen Ideologie des Antisemitismus in heute unfassbarer Weise Ausdruck gegeben hat. In der Gemeinschaft mit den Völkern, die ,Komplizen des Rassenwahns‘ geworden sind, der sechs Millionen Juden und Angehörige anderer Minderheiten in ganz Europa Freiheit und Leben kostete, haben auch Siebenten-Tags-Adventisten ,an der Not und dem Leid ihrer jüdischen Mitbürger keinen Anteil‘ genommen. Der konkreten Benennung des Versagens folgt das Bekenntnis von Schuld und die Verpflichtung für ein Eintreten gegen Krieg und Vergessen. Der Gehorsam gegenüber der staatlichen Obrigkeit dürfe nicht zur Preisgabe von biblischen Überzeugungen und Werten führen. Erstmals hat hier eine Gemeinschaft über Ländergrenzen hinweg gesprochen, indem sie eine deutsch-österreichische Erklärung abgab. Die Adventisten beider Länder sehen sich in der gleichen Verantwortung und haben durch ihre leitenden Persönlichkeiten gemeinsam das Dokument unterzeichnet.“ (Karl Heinz Voigt, Schuld und Versagen der Freikirchen im „Dritten Reich“. Aufarbeitungsprozesse seit 1945, Lembeck, Frankfurt am Main, 2005, S. 68f.)